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Fronleichnam

Feierliche Prozessionen ziehen durch die oftmals geschmückten Straßen (daher auch die Bezeichnung „Prangertag“). Unter einem Baldachin trägt der Priester eine Monstranz mit der gewandelten Hostie. Aber warum eigentlich?

Der offizielle Name des Feiertages lautet „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“. Der Name Fronleichnam setzt sich aus den mittelhochdeutschen Wörtern fron (Herr, Herrschaft) und lichnam (Leib) zusammen. An Fronleichnam wird die bleibende Gegenwart Jesu Christi im Sakrament gefeiert.

Fronleichnam ist, wie zum Beispiel das Herz-Jesu-Fest oder der Dreifaltigkeitssonntag, ein Ideenfest. Im Gegensatz zu Festen wie Weihnachten oder Ostern, die sich auf ein konkretes Heilsereignis beziehen, steht bei Ideenfesten eine Glaubenswahrheit im Vordergrund.

Die Bedeutung des Fronleichnamsfestes hängt eng mit der Einsetzung der Eucharistie durch Jesus beim letzten Abendmahl zusammen: Gründonnerstag. An Fronleichnam feiert die katholische Kirche die Einsetzung der Eucharistie, also der Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Jesu. Da aber der Gründonnerstag, an dem man dieses Fest hätte feiern können, in der stillen Zeit der Karwoche liegt, musste für ein prunkvolles und fröhliches Fest, wie eben Fronleichnam, ein anderer Tag gefunden werden. Und so wurde Fronleichnam auf den ersten Donnerstag nach der Oktav des Pfingstfestes gelegt.

Ursprung

Seinen Ursprung hat das Fest im Mittelalter. Damals wendete sich das Interesse vom Vollzug der Eucharistie hin zum vollzogenen Sakrament. Oder anders formuliert: Nicht das Sakrament selber war von Interesse, es wurde vielfach auch nicht so ganz verstanden, sondern das Schauen, das Anbeten. Dabei waren nicht Leib und Blut im Vordergrund, sondern nur noch der Leib Christi. Dies konnte den Gläubigen auch ohne Schwierigkeiten sichtbar gemacht werden.

Im Jahr 1209 berichtete die erst 16jährige Augustinernonne Juliana von Lüttich, dass ihr in einer Vision der Mond erschienen sei, der an einer Stelle einen dunklen Fleck aufwies. Christus selbst habe ihr erklärt, dass der Mond das Kirchenjahr symbolisiere, der dunkle Fleck das Fehlen eines Festes für das Altarsakrament.
In Lüttich kam es 1246 zur Einführung dieses besonderen Festes zu Ehren des Eucharistischen Sakramentes.

1264 schrieb Papst Urban IV, der zuvor Erzdiakon in Lüttich war, das Fest verpflichtend.
Dafür ausschlaggebend war das “Blutwunder von Bolsena“ im Jahr 1263: Der Priester Peter von Prag entdeckte bei der Feier der Heiligen Messe „Blutstropfen“ auf den geweihten Hostien. Die Hostien wurden zum Papst gebracht, der es als echtes Wunder anerkannte.


„Wir haben es daher, um den wahren Glauben zu stärken und zu erhöhen, für recht und billig gehalten, zu verordnen, dass außer dem täglichen Andenken, das die Kirche diesem heiligen Sakrament bezeigt, alle Jahre auf einen gewissen Tag noch ein besonderes Fest, nämlich auf den fünften Wochentag nach der Pfingstoktav, gefeiert werde, an welchem Tag das fromme Volk sich beeifern wird, in großer Menge in unsere Kirchen zu eilen, wo von den Geistlichen und Laien voll heiliger Freude Lobgesänge erschallen.“

Fronleichnam wurde beim Konzil von Vienne im Jahr 1311 bestätigt.

Prozession

Die erste „deutsche“ Fronleichnamsprozession fand 1279 in Köln (St. Gereon) statt. Bis sich das Fest überall verbreitet hatte, dauerte es allerdings noch bis ins 14. Jahrhundert.

Unter dem „Himmel“, einem Stoffbaldachin, wird die gewandelte Hostie – der Leib Christi – in einer Monstranz vom Priester durch die Straßen getragen. An bis zu vier Außenaltären werden auf dem Weg Statios gehalten. Diese Altäre sind oftmals mit Blumenteppichen geschmückt.

Bei jeder Statio wird ein Abschnitt aus dem Evangelium vorgetragen. Es werden Fürbitten gesprochen und der sakramentale Segen in alle Himmelsrichtungen und über die Stadt gespendet.

Bei Prozessionen und beim eucharistischen Segen hält der Priester die Monstranz nicht mit bloßen Händen. Ein Tuch, das sogenannte Velum, bedeckt dabei seine Hände. Es ist eine Geste der Ehrfurcht und schützt außerdem die kostbaren Geräte.

Die Tradition der Blumenteppiche nimmt den Bibelvers „Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen!“ (Mt 3,3) auf.

Wann genau die Tradtion der Blumenteppiche zu Fronleichnam entstand ist unklar, vermutlich jedoch bereits im ausgehenden Spätmittelalter. Damals waren es Kaufmannsgilden oder reiche Familien, die die Außenaltäre gestiftet und prächtig verziert haben. Der Brauch, Blumen auch auf den Weg zu streuen, stammt wahrscheinlich aus Italien. Dadurch sollte während der Prozession das „Göttliche“ (der Priester bzw. die Monstranz mit dem Leib Christi) vom „Profanen“ (der Erde) getrennt werden.

Im späten Mittelalter waren lebende Bilder mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament die Höhepunkte des Umzuges. So geht zum Beispiel der Drachenstich in Furth im Wald auf die Fronleichnamsprozession zurück. Hier wurde bei dem Umzug ein „Drache“ mitgeführt, der dann nach der Prozession von einem Ritter „erstochen“ wurde.

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