Johannistag
Auch, wenn man mit dem christlichen Glauben nichts oder nicht viel zu tun hat, ist einem der Johannistag doch ein Begriff. Johannisbeeren werden reif, das Johanniskraut blüht in strahlendem Gelb und mancherorts werden Johannisfeuer entzündet.
Doch was wird an diesem Tag gefeiert?
Der Johannistag ist das Hochfest der Geburt Johannes des Täufers. Das Datum errechnet sich nach einer Angabe des Lukas-Evangliums, nämlich drei Monate nach Mariä Verkündigung (25. März) bzw. 6 Monate vor Weihnachten:
31 Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben. 32 Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. 33 Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben. 34 Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? 35 Der Engel antwortete ihr: Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. 36 Siehe, auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar gilt, ist sie schon im sechsten Monat. 37 Denn für Gott ist nichts unmöglich.
Johannes der Täufer ist neben Jesus Christus und Maria der Einzige, bei denen außer dem Sterbetag auch der Geburtstag gefeiert und in der katholischen Kirche als Hochfest begangen wird.
Leben und Wirken
Johannes der Täufer, lateinisch Ioannes Baptista (geboren etwa 5 v. Chr.; gestorben um 30 bzw. vor 36 n. Chr. in Machaerus), war ein jüdischer Bußprediger, der um 28 n. Chr. in Galiläa und Judäa auftrat.
Als frommer Jude führte er ein asketisches Leben. Mit Anfang 30 machte er sich auf, um am Ufer des Jordan und in der Wüste zu predigen. Angesichts des kommenden Gottesgerichts und der Wiederkehr eines Messias rief er zu Umkehr und Taufe auf. Zur Taufe des Johannes gehörte ein Bekenntnis von Schuld und die Bitte um Vergebung der Sünden.
Seine Anhängerschaft vergrößerte sich rasch, immer mehr Juden ließen sich von ihm taufen. Unter den Taufwilligen befand sich auch Jesus Christus. Johannes erkannte in ihm den Messias, den Gottgesandten, und taufte ihn im Jordan. Als der aus dem Wasser stieg, sah er den Himmel geöffnet und den Heiligen Geist in der Gestalt einer Taube herabkommen. Außerdem hörte er eine Stimme, die ihn „seinen geliebten Sohn“ nannte.
Kurz nach der Taufe Jesu soll Johannes gefangen genommen worden sein. Der Grund für die Gefangennahme war nach den Evangelien, dass Johannes Herodes Antipas dafür kritisiert hatte, dass er die Frau seines Bruders geheiratet hatte.
Die Tochter der Herodias, der zweiten Frau des Herodes Antipas, soll als Belohnung für einen Tang den Kopf Johannes des Täufers gefordert und erhalten haben. Die Hinrichtung erfolgte wahrscheinlich im Jahre 28/29 oder 31/32; nach den Evangelien am Geburtstag des Herodes Antipas, dessen genaues Datum bis heute unbekannt ist. Ein kirchlicher Gedenktag „Enthauptung des heiligen Johannes des Täufers“ wird am 29. August gefeiert.
Bräuche rund um den Johannistag
Zu den Bräuchen der Johannisnacht gehört der Tanz um das Johannisfeuer. Das Johannis- oder Würzfeuer ist mit der Symbolik von Feuer und Sonne sowie der Sonnenwende verbunden. Das Feuer selbst wird daher auch Sonnenfeuer oder Sonnwendfeuer genannt. Der Brauch ist seit dem 12. Jahrhundert erstmals und seit dem 14. Jahrhundert häufig belegt. Das Feuer wird meist in der Nacht vor dem Johannistag entzündet. Vor allem auf den Bergen ist es ein altes Symbol für die Sonne und damit für Christus. Nach dem Volksglauben soll das Johannisfeuer Dämonen abwehren, die Krankheiten, Viehschaden und missgestaltete Kinder verursachen. Darauf weisen auch die Strohpuppen hin, die mancherorts ins Feuer geworfen werden („Hanslverbrennen“). Insbesondere sollten auch Hagelschäden abgewehrt werden, weshalb das Johannisfeuer auch als Hagelfeuer bezeichnet wird. Dieser Brauch ist vermutlich auf die große Popularität des Heiligen zurückzuführen. Das Johannisfeuer ist in verschiedenen Formen in fast ganz Europa verbreitet.
Die so genannte Johanniskrone wurde aus Zweigen und Blättern geflochten und geschmückt, manchmal auch mit Kerzen bestückt. In den Städten wurde abends unter dem Johanniskranz zum Tanz geladen, bis der Kranz vergilbte.
Früher band man sogenannte Johannissträuße, die meist aus sieben Kräutern bestanden, und stellte sie in eine Vase. Man glaubte, dass die Kräuter am Johannistag besonders heilkräftig seien. Es gibt auch den Brauch, in der Nacht vor dem Johannistag einen Johannisstrauß unter das eigene Kopfkissen zu legen, um Liebesglück zu erlangen. Teilweise wurden auch so genannte Johanniskränze gebunden. Sie bestanden ebenfalls meist aus sieben Kräutern und blieben das ganze Jahr über im Haus hängen.
Umgürtet mit einem Kranz aus Beifuß (Beifußgürtel) tanzte man früher um das Sonnwendfeuer und warf dann den Gürtel „mit allen Feindseligkeiten“ in die Flammen. Später wurde er auch beim Johannisfeuer getragen. Der Beifuß wird mit Johannes dem Täufer in Verbindung gebracht, da er ihn der Legende nach bei seiner in der Bibel beschriebenen Wanderung durch die Wüste (Mk 1,6 EU) an seinem Ledergürtel getragen haben soll, um nicht zu ermüden.
Das Backen von Johanniskuchen war früher weit verbreitet. Im Elsass wurde er am Feiertag mittags noch warm nach Hause getragen, daher die Redensart „Hans Dampf in allen Gassen“. Vielerorts beschenkten die Grundherren ihre Dienstboten mit Johanniskuchen.
Auch heute noch werden in vielen deutschen Städten im Juni Brunnenfeste gefeiert. Vor allem früher wurden Brunnenfeste anlässlich der jährlichen Reinigung des Dorfbrunnens gefeiert. Teilweise fanden die Feste auch um den Johannistag statt, da die Figur des Heiligen Johannes eng mit dem Wasser verbunden ist. Mancherorts segnete man früher das Brunnenwasser und besprengte damit die Menschen. Dabei bat man Johannes den Täufer um besonderen Schutz. In manchen Orten wurden auch Brunnenmeister gewählt. Sie waren für die Pflege des Dorfbrunnens bis zum nächsten Jahr verantwortlich.